Nach einer wahren Begebenheit. Das Gespräch wurde aus dem Gedächtnis wiedergegeben. Firmen- und Personennamen wurden geändert.
Handyklingeln
Ohrenblicker: Hallo?
Telefonistin (um die 50, ostdeutscher Akzent): Guten Tag, Herr Ohrenblicker, Herta Sockenschuss-Wunderlich von der Firma Debilkom, Sie hatten uns eine E-Mail geschrieben!
O: Ja, das ist richtig.
T: Sie haben noch eine Frage zu Ihrem Einzelverbindungsnachweis. Es ging da konkret um drei Gespräche …
O: … die ich angeblich gleichzeitig mit demselben Teilnehmer geführt habe.
T: Wir haben das nachgeprüft, es wurde alles korrekt abgerechnet. Wie wir Ihnen bereits geschrieben haben, hatten Sie das erste Gespräch nicht beendet, sondern die Funktion „halten“ genutzt und dann erneut gewählt. Das erste Gespräch lief über dreißig Minuten, in dieser Zeit haben Sie zwei weitere Gespräche geführt, ohne das erste zu beenden.
O: Mal davon abgesehen, dass ich gar nicht weiß, wie ich diese Funktion überhaupt nutze, wie kann ich zwei Gespräche gleichzeitig mit ein und derselben Person führen?
T: Das geht! Mit der Halten-Funktion. Das haben wir Ihnen ja geschrieben.
O: Ja, mit zwei verschiedenen Personen, das kann ja sein, aber ich habe angeblich dreimal dieselbe Nummer …
T: Wenn Sie das Gespräch nicht beenden und eine neue Nummer wählen, dann …
O: Aber der andere Teilnehmer muss doch erst auflegen, um das neue Gespräch annehmen zu können.
T: Wenn Sie das erste Gespräch nicht beendet haben und ein neues beginnen, dann wird es natürlich weiter abgerechnet.
O: Auch wenn der andere das erste Gespräch beendet hat?
T: Ja, das liegt an der Halten-Funktion. Sie hätten das erste Gespräch abbrechen müssen. Mit der Halten-Funktion halten Sie das Gespräch und es wird weiter abgerechnet.
O: Aber im Festnetz ist es doch auch so: Wenn der andere auflegt, ist das Gespräch beendet, auch wenn ich selbst noch nicht aufgelegt habe.
T: Nein, auch im Festnetz können Sie Telefonkonferenzen mit mehreren Teilnehmern führen. Wenn Sie die Halten-Funktion …
O (etwas angespannt): Aber doch nur, wenn der Gesprächspartner in der Leitung bleibt, sonst …
T: Nein, Sie müssen das Gespräch beenden. Wenn Sie die Halten-Funktion benutzen, dann …
O (resigniert): Ja, gut, meinetwegen. Aber was hat das für einen Sinn, ein Gespräch zu halten, das von der anderen Seite bereits abgebrochen wurde?
T: Das wird zum Beispiel im Geschäftsbereich gemacht, da werden Telefonkonferenzen geführt und …
O: Ja, aber das macht man doch mit zwei oder mehr Leuten und nicht mit ein und derselben Per…
T: Doch, das können Sie machen. Wenn Sie die Halten-Funktion …
O (sehr angespannt): Ja, ja, alles klar, okay, okay! Nun ja, dann ist das wohl so. Sagen Sie mir, warum war dieses Gespräch im Gesprächsprotokoll meines Handys nicht aufgeführt?
T: Da haben Sie wahrscheinlich die SIM-Karte gewechselt und …
O: Ich habe doch nur diese eine SIM-Karte. Und außerdem habe ich zu diesem Zeitpunkt Klavierunterricht gegeben und konnte gar nicht telefonieren.
T: Sie sollten besser auf Ihr Handy aufpassen. Am besten schalten Sie es ab und sichern es mit einer PIN-Nummer.
O: Aber es hatte doch niemand Zugang zu meinem Handy, während ich Klavierunterricht gegeben habe.
T: Sie sind für Ihr Handy verantwortlich und für die Gespräche, die damit geführt werden. Sie sollten vielleicht auch noch mal die Gebrauchsanweisung Ihres Handys studieren.
O: Tolle Idee. Ja …
T: Sie können auch gerne mal bei einer Filiale von uns vorbeischauen, dort wird man Ihnen das erklären.
O (extrem angespannt): Ich … Sie … (schluckt, atmet einmal tief durch) … Ach, vergessen Sie’s. Sagen Sie mal, wird denn meine Kündigung bearbeitet? Davon haben Sie in der Mail nichts geschrieben.
T: Kündigung? Davon weiß ich nichts.
O: Die kam im selben Fax wie meine Beschwerde über die letzte Rechnung.
T: Ein Fax? Ein Fax haben wir nicht bekommen. Ich habe hier nur einen Brief vom 15. November.
O: Wenn Sie mein Fax mit der Beschwerde bekommen haben, dann haben Sie auch die Kündigung bekommen. Ich meine, wenn Sie meinem ollen Handy zutrauen mehrere Sachen gleichzeitig zu können, dann kann ich von Ihnen ja wohl erst recht erwarten, dass …
T: Ein Fax haben wir nicht bekommen. Ich habe hier nur einen Brief vom …
O: Jaja. Ich haben Ihnen einen Brief gefaxt. So richtig mit Unterschrift und so …
T: Ein Fax haben wir nicht bekommen, wann haben Sie das denn geschickt?
O: Das kam mit demselben Fax wie meine Beschwerde, Sie haben das Datum in Ihrer Antwortmail doch genannt, warten Sie … (sucht in seinen E-Mails) … am 27. Oktober.
T: Nein, im Oktober haben wir nichts von Ihnen bekommen.
O: Ach, warten Sie, ich habe mich vertan, am 27. Oktober war das beanstandete Telefonat, das Fax habe ich Ihnen … hmm, das steht hier jetzt nicht, aber das war letzte Woche, muss am 15. November gewesen sein.
T: Also, im Oktober haben wir ja gar nichts von Ihnen bekommen. Das habe ich nachgeprüft.
O: Nein! Am 15 November!
T: Ja, das kann schon eher sein, denn im Oktober haben wir nichts von Ihnen …
O (extrem angespannt): Also, haben Sie jetzt meine Kündigung bekommen oder nicht?!
T: Moment, ich sehe mal nach … Ja, das wird zum 30. September 2011 erledigt!
O (erleichtert): Na dann wird ja doch noch alles gut! Könnten Sie mir das bitte schriftlich bestätigen?
T: Selbstverständlich, das gehört zu unserem Service!
O: Apropos Service. Ich habe in meinem Fax auch beanstandet, dass man mich falsch beraten hat und ich den Tarifwechsel vom November wieder rückgängig machen möchte.
T: Wieso hat man Sie falsch beraten?
O: Über die Gründe möchte ich nicht spekulieren, aber eine Dame hat mich angerufen und mir erzählt, ich würde zu viel bezahlen, weil ich ja kaum telefoniere und daher in einen günstigeren Tarif wechseln könne. Der koste etwas mehr Mindestumsatz, dafür hätte ich aber 30 Freiminuten und käme unterm Strich billiger weg.
T: Das ist doch gut!
O: Nein, ist es nicht, denn die Freiminuten gelten nur netzintern und das hat mir die Dame seltsamerweise verschwiegen. Nachtigall, ick hör dir tra…
T: Ich sehe hier, Sie sind im November in unseren neuen „ungehemmt“-Tarif gewechselt. Aber da haben Sie 30 Freiminuten.
O: Aber die nützen mir nichts, wenn ich sie nicht vertelefoniere und wenn ich Gespräche in andere Netze führe, die mir dann auf den erhöhten Mindestumsatz noch draufgeschlagen werden.
T: Das war im alten Tarif auch so.
O: Aber da hatte ich weniger Mindestumsatz.
T: Sie bekommen dafür aber auch 30 Freiminuten!
O: Die mir aber nichts nützen, weil ich mit dem Handy kaum telefoniere und auch gar nicht weiß in welche Netze. Kann ich also in den alten Tarif zurückwechseln?
T: Den gibt’s nicht mehr.
O: Toll!
T: Aber ich verstehe Sie auch nicht. Sie bekommen doch monatlich 30 Freiminuten und …
O: Entschuldigen Sie bitte, ich würde das Gespräch jetzt gerne beenden.
T: Verstehe. Aber, um das noch mal zu erklären, wenn Sie ins Festnetz und netzintern telefonieren dann bekommen Sie 30 Freimi….
O (mit einem Hauch von Wahnsinn in der Stimme): Halloooo! Beenden, nicht halten, ja?
T: Gut. Auf Wiederhören!
O: NEIIIIIIIIIIN!!!
Auweia, an was für ein Nachtschattengewächs biste denn da geraten?
Mir stehen die Lachtränen in den Augen.
Claudia
Bei Debilkom kann mann so seinen Spass haben, wenn man die Rechnung genauer betrachtet. Ich hatte einen ähnlichen Fall, das war allerdings bei einem gewissen Herrn Timo Beil, der hat mir Internetverbindungen berechnet, obwohl mein Telefon diese Funktion nicht hatte.
Sehr schön geschrieben, ich konnte es quasi nachfühlen!
Schöne Seite übrigens…