Eine Hörspielproduktion zu finanzieren ist nicht leicht, vor allem, wenn es sich nicht um die üblichen Verdächtigen handelt, wie beispielsweise die drei jugendlichen Ermittler aus Kalifornien, die sich – trotz hin und wieder auftretender Qualitätsmängel – aufgrund ihrer großen Fangemeinde fast von selbst verkaufen. Eine klassische amerikanische Krimiserie im Stil der 50er Jahre ist dagegen schon eher ein Nischenprodukt. So musste Oliver Rohrbecks Hörspiellabel Lauscherlounge die Hörspielserie Richard Diamond im Jahr 2008 aufgrund schlechter Verkaufszahlen einstellen.
Braucht dringend Geld: Privatdetektiv Richard Diamond.
Doch für die Fans der Serie gibt es nun wieder einen Lichtblick: Mit Hilfe des Portals startnext sucht die Lauscherlounge nach Unterstützern, die helfen, die Produktion der nächsten Richard-Diamond-CD im Vorfeld zu finanzieren. Als Gegenleistung erhalten die Unterstützer je nach Betrag entweder eine CD (gegen einen Betrag von 9 Euro inkl. Versandkosten) oder andere „Geschenke“, z.B. Eintrittskarten für die Premiere des Live-Hörspiels in Berlin (2 Karten inkl. der CD kosten dann 25 Euro). Wer 100 Euro übrig hat, darf bei einer 2-stündigen Aufnahmesession Oliver Rohrbeck im Studio beim Sprechen zusehen. Ein wenig schräg ist das Angebot sich für stolze 500 Euro eine Sprecherrolle im besagten Hörspiel kaufen zu können – ein Angebot, das sich wohl eher an wohlhabenere Zeitgenossen vom Schlage der Sangeslegende Florence Foster Jenkins richtet, die sich mal eben die Carnegie Hall für ihre unter künstlerischen Gesichtspunkten eher fragwürdigen Gesangsdarbietungen mietete.
Alles in allem ist dies ein interessantes Konzept eine Produktion ohne großes Risiko verwirklichen zu können. Kommen auf diese Weise 5.000 Euro zusammen, wird die CD im Frühjahr erscheinen. Wenn nicht, erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück. Ein wenig erinnert diese Aktion an die „Freikaufaktion“ des Hörbuchs „Little Brother“ vom Argon Verlag. Der Unterschied ist jedoch, dass das Hörspiel anschließend nicht unter einer freien Lizenz zur Verfügung steht, sondern ganz normal über die üblichen Vertriebswege verkauft wird. Der Vorteil dabei ist, dass man durch die Unterstützer nicht die komplette Produktion finanzieren muss, sondern dass die Lauscherlounge einen Teil des Risikos selbst trägt. Außerdem bekommen die Unterstützer eine direkte Gegenleistung für ihr Geld – ich vermute, das funktioniert besser als das „Wenige zahlen für alle“-Prinzip der Little-Brother-Aktion, denn Letztere war kläglich gescheitert.
Die Serie Richard Diamond, die auf einer US-Radiohörspielserie der 50er Jahre basiert, lebt weniger von einer aufwändigen Produktion oder tiefsinnigen Storys als vielmehr von der Hauptfigur, die mit der testosterongeschwängerten Stimme von Tobias Kluckert wunderbar das Klischee des coolen Macho-Ermittlers bedient, der auch in ausweglosen Situationen immer eine flotten Spruch auf der Zunge hat.
Wer dazu beitragen möchte, dass Richard Diamond auch in Zukunft ermitteln kann, der kann sich bei startnext registrieren und das Projekt unterstützen. Vielleicht sehen wir uns ja bei der Live-Premiere!
Hörtipp zum Thema Lauscherlounge
Die Stimmen der Unsichtbaren
Ein Hörspiel über eine Reportage über ein Hörspiel.
Trailer „Die Stimmen der Unsichtbaren“